Monatsandachten

Andacht Mai 2025

Das wird man ja wohl sagen dürfen

So viel ändert sich! Dauernd etwas Neues! Gerade habe ich das mit den E-Mails verstanden, da schreiben sich alle über WhatsApp und meine Tochter ist „auf Instagram unterwegs“ – was auch immer das heißt. Egal wie ich mich bemühe, was ich für neu halte, ist längst „out“.

„Out“ ist auch so ein neues Wort – es heißt ja nicht nur veraltet, sondern auch sich outen, sich zeigen. Bei „out in church“ treten katholische Geschwister dafür ein, dass niemand wegen seiner Homosexualität ausgeschlossen wird. Auch diejenigen, die sich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen können oder bei denen die äußeren Geschlechtsmerkmale nicht zusammenpassen mit dem inneren Empfinden, sollen dazugehören können.

Ich habe viel von den jüngeren Leuten gelernt – zum Beispiel, dass „queer“ (sprich: quiiir) ein Überbegriff ist für alle, die lesbisch, schwul, trans- oder intergeschlechtlich sind. Nicht alles verstehe ich, aber ich finde es interessant, wie viele neue Worte mir begegnen. Und ich freue mich, dass den jungen Leuten Gerechtigkeit so wichtig ist. Ich werde auch jedes Mal wütend, wenn Menschen Unrecht getan wird, wenn jemand beleidigt wird. Das geht gar nicht!
Ich bin sprachlos, wenn jemand etwas Diskriminierendes sagt und dann hinterherschiebt: „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“

Bei Paulus steht im ersten Brief an die Korinther ein sehr guter Gedanke dazu:

„Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.“ (1. Korinther 6,12)

Klar, alle dürfen ihre Gedanken und Meinungen frei äußern. „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.“ Bevor ich also etwas sage, soll ich nicht nur fragen: Ist das erlaubt? Sondern auch: Dient das dem Guten? Hilft das dem gesellschaftlichen Zusammenhalt? Dient das der Gemeinschaft in unserer Gemeinde, in unserer Kirche? Ist das gut für das gegenseitige Verständnis in der Familie?

Es ist erlaubt, fies zu sein, rumzustänkern und Leute zu vergraulen. Es ist erlaubt, sich abwertend über Menschen zu äußern, die eine andere sexuelle Orientierung, eine andere geschlechtliche Identität haben – aber dient das dem Guten?
Es ist auch erlaubt, über Menschen mit dunkler Hautfarbe oder internationaler Familiengeschichte abfällig zu sprechen – aber dient das dem Guten?
In unserer Gesellschaft hat sich der Ton verschärft, die verschiedenen Positionen stehen sich unversöhnlich gegenüber, verbale Gewalt ist an der Tagesordnung. Meist im Rahmen des gesetzlich Erlaubten – aber dient es dem Guten?

Okay, ich gebe zu, es verändert sich sehr viel in unserer Gesellschaft, in unserer Kirche – das ist nicht leicht. Aber kein Grund, alles Neue schlechtzumachen.
Wissen Sie, was ich mache, wenn ich unsicher bin? Wenn ich nicht weiß, ob das, was ich sage, jemanden vielleicht verletzt oder diskriminiert? Ich frage einfach: Wie darf ich Sie ansprechen? Welches Wort würden Sie benutzen? Wie kann ich über dieses Thema sprechen, ohne Sie zu verletzen?
Durch diese Fragen komme ich mit interessanten Menschen ins Gespräch. Die Menschen merken: Ich verurteile sie nicht, weil sie so sind wie sie sind. Warum sollte ich sie auch verurteilen? Ich weiß ja: Alles ist erlaubt, - aber nicht alles dient dem Guten.

Ich möchte keine Worte gebrauchen, die spalten, beleidigen, hetzen, sticheln, kränken. Wozu? Das baut unsere Gemeinschaft nicht auf. Ich suche Worte, die verbinden, die würdigen, wertschätzen, anerkennen. Ich stelle Fragen und freue mich über ehrliche Antworten. Ich bin neugierig auf die Worte der anderen, auf neue Worte, die vielleicht besser passen. Auf Worte, die dem Guten dienen.

Danke Paulus, für die große Freiheit, die du mir zeigst: Alles ist mir erlaubt!
Danke für den praktischen Kompass, den Du mir in die Hand drückst: Nicht alles dient dem Guten.

Irene Diller
(in: Evangelische Frauen im Rheinland (Hrsg.), Andachten 2025. Worte finden. 24 Andachten durch das Kirchenjahr)

Gebet

Du, Gott, der mit mir spricht!
Durch dein Wort rufst du alles ins Leben.
Lass uns mit unseren Worten dem Guten dienen.
Lass uns Gemeinschaft und Verständnis füreinander aufbauen.
Dazu gib uns die richtigen Worte.
Amen

Liedvorschläge

Wort, das lebt und spricht, EG 592
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht, EG 591
Gib Frieden, Herr, gib Frieden, EG 430,1.4
Herr, gib mir Mut zum Brücken bauen, EG 669

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