Adventskalender 2019

1. Dezember

„Mein Mann und ich erwarten unser erstes Kind - das ausgerechnet an Karnevalsfreitag zur Welt kommen soll. Seit Wochen genießen wir gemeinsam eine aufregende Zeit und beobachten täglich, wie der Bauch wieder ein Stück wächst. Als besonders spannend erleben wir die sanften Bewegungen des Kindes, die wir Körperteilen versuchen zuzuordnen.“
Sarala Christensen, 29, Presse- und Öffentlichkeitsreferentin, Köln
 

2. Dezember

„Ich fliege zu Beginn des Advents nach Simbabwe / Afrika, dort mache ich einen langen Urlaub. Erst am 4. Advent kehre ich wieder nach Deutschland zurück. Ich werde dort drei Wochen zelten. Ganz ehrlich? Ich warte auf die hautnahe Begegnung mit einem wilden Tier.“
Daniel Mackenbrock, 31, Suchtberater / Sozialpädagoge, Troisdorf

 

3. Dezember

"Oktober 1989: Kaum Raum in der Herberge ... nach gefahrvollem Weg bin ich mit meinen zwei kleinen Töchtern in der Prager Botschaft angekommen. Unversehrt, aber auch müde und erschöpft. Dabei bin ich auch voll Mut und Hoffnung auf ein Leben in Freiheit. Wird die Hoffnung tragen?"
Brigitte Nicolai, 62, Bonn

4. Dezember

„Mein Bruder heiratet im März. Bis dahin gibt es noch mehrere Etappen: Verlobung, standesamtliche Trauung, Henna-Abend. Und dann ist das große Fest. Ich habe drei ältere Brüder, der erste ist schon verheiratet, das war vor sechs Jahren, da war ich noch so jung. Ich freue mich ganz besonders darauf, dass die Freundin meines Bruders zu uns in die Stadt zieht. Dann sehen wir uns öfter.“
Beyza Ari, 18, Freiwilliges Soziales Jahr, Siegburg

 

5. Dezember

„Ich finde es sehr schwer, gute Geschenkideen zu entwickeln. Ich verschenke natürlich auch Materielles, aber lieber Erinnerungen, zum Beispiel an ein schönes Erlebnis. Das kann ein Fotokalender sein. Ich verschenke auch gern einen gemeinsamen Ausflug. Einen Ausritt. So etwas.“
Justine Anthony, 20, Duale Studentin Sozialpädagogik / Management / Business Coaching, Siegburg

6. Dezember

 "Ein Moment, eine Zeitspanne. Mal kurz, mal lang. Voller Sehnsucht und Aufregung, voller Ungewissheit und Nervosität, voller Vorfreude, manchmal auch voller Angst. Nicht nur ein Ausharren, sondern ein sich Bewegen. Hinbewegen zum Ankommen. Ein Prozess. Ankommen an einem Ort. Bei sich selbst. In einer Gemeinschaft. Das braucht Zeit. Vorbereitungszeit. Emotionale Zeit. Wartezeit."
Jenny Rath, 23, @suchenachmehr, Theologiestudentin, Bonn

7. Dezember

"Seit fünf Jahren zum ersten Mal wieder zu Hause Weihnachten verbringen und den Knast endlich hinter sich lassen!“ Udo hofft, dass er trotz seiner Inhaftierung wenigstens für einige Tage „raus“ darf. Schon jetzt wartet er voller Sehnsucht auf den Tag seiner Entlassung. Wenn alles gut geht ist er zu Ostern wieder in Freiheit.
Knut Dahl-Ruddies, 52, Pfarrer und Seelsorger JVA Euskirchen

8. Dezember

„Die Amaryllis zeigt mir: Es entwickelt sich etwas, zunächst noch verborgen, dann langsam immer mehr. Grün wie die Hoffnung kommt etwas empor – und ich muss warten können. Der Entwicklung einer Amaryllis zuzusehen ist eine Art lebender Adventskalender. Es ist schon ein Wunder, wie sich aus der unscheinbaren Zwiebel etwas Grünes den Weg bahnt, sich zu einer Knospe entwickelt, die sich Tag um Tag verdickt, bis eine festlich-elegante Blüte aufbricht.“
Ulrike Wilke, 60, Pastorin, Cochem

9. Dezember

„Sie war zehn, elf Wochen weg. Zuletzt hat meine Freundin in München gearbeitet, davor war sie im Ausland.  Ich erwarte sie und freue mich, wenn sie wieder hier ist und wir zusammen Zeit verbringen können.“
Mathias Bergmann, 39, Diplom-Pädagoge, Niederkassel

10. Dezember

„Unsere Tochter wurde mit 15 Jahren das zweite Mal am Bauch operiert. Eine OP, die nicht typisch ist und auch nicht oft vorkommt. Das Warten vor dem Aufwachraum ist schwer… Bitte lieber Gott, lass es auch dieses Mal gutgehen. Lass es das letzte Mal sein, dass sie operiert werden muss.“
Regina Wenke, 49, Dipl.-Verwaltungswirtin

11. Dezember

„Ich beobachte immer alles ganz genau. Jede Bewegung. Holt sie nur einen Kaffee oder geht es endlich raus zu unserer großen Runde? Vormittags habe ich wenig Chancen. Wenn es langsam dunkel wird und mir zu lange dauert, muss ich manchmal ihren Schreibtisch entern. Das hilft meistens. Und jeden Tag ist es wieder toll, wenn wir endlich raus gehen. Ich glaube, für uns beide.“ Calypso, 5, Entlebucherin, Köln

12. Dezember

„Die Stunden dehnen sich, die Tage sind länger als sonst – angefüllt gleichzeitig mit Sorge und Hoffnung, Angst und versuchtem Optimismus. Was, wenn…? Nach der Zeit des Wartens dann endlich die Klarheit, was Sache ist. So oder so.“
Dr. Annette Schmitz-Dowidat, 49, Pfarrerin und Seelsorgerin an der Uniklinik, Bonn

13. Dezember

"In der Kantorei-Probe gibt es immer wieder Wartezeit, während andere Stimmen üben. Wenn ich zuhöre statt ungeduldig darauf zu warten, dass ich selbst an der Reihe bin, wird sie zu einer kostbaren Zeit der Aufmerksamkeit: In der Chorprobe für die Musik, an der Supermarktkasse für die alte Dame vor mir, beim Kinderarzt für besorgte Miteltern...
Sonja Schöntauf, 48 Jahre, Sängerin in der Kantorei an der Johanneskirche, Troisdorf

14. Dezember

„Mein Vater hat viel durchgemacht. Als sog. Wolfskind musste er sich nach dem 2. Weltkrieg alleine durchschlagen. Hunger war sein ständiger Begleiter. Mittlerweile ist mein Vater 88 Jahre alt. Er ist pflegebedürftig, kann aber noch an jedem Tag aufstehen und vieles selbstständig erledigen. Höhepunkt am Tag ist das Mittagessen. Wenn es pünktlich um 11.30 Uhr auf dem Tisch steht – dann ist alles gut.“
Brigitte Pahlke, 55, Pastorin und Klinikseelsorgerin

15. Dezember

"Die Liste mit all den Besorgungen in der einen Hand, drei Tüten in der anderen. Irgendwie wird das Handy noch dazwischen balanciert. Stress, Hektik, 200 Gedanken im Kopf. Es fühlt sich an wie ein Marathon, für den ich nicht die Ausdauer habe.

Tür auf. Nach Hause kommen. Heizung an. Die Kerzen auf dem Adventskranz an. Die Wärme der Wohnung spüren. Handy raus und: "Hey Mama, lass uns ein unperfektes Weihnachten vorbereiten. Lass uns die Zeit genießen, ruhig statt hektisch werden und gemeinsam in der Weihnachtszeit ankommen.“
Merle Niederwemmer, @beseeltsein, 24, Theologiestudentin, Bonn

16. Dezember

„Für mich ist die Wartezeit im Theater, bevor sich der Vorhang hebt und die Künstler auftreten, jedes Mal aufs Neue eine Freude. Von Langeweile oder Frust keine Spur. Ich genieße die besondere Atmosphäre in den Minuten kurz vor Beginn einer Vorstellung. Nach und nach nimmt das Publikum Platz, ab und an weht eine Parfumwolke durch die Reihen. Der Raum ist erfüllt von angeregtem Menschen-Murmeln und dem Klang-Durcheinander der verschiedenen Orchesterinstrumente, die sich einstimmen. In mir breitet sich eine warme, kribbelnde Vorfreude aus. Dann das letzte Klingeln. Die Türen werden nach und nach geschlossen, das Licht geht aus, der Vorhang hebt sich und ich freue mich, auf das, was kommt.“
Sabine Behring, 58, Pastorin

17. Dezember

„Zwei Monate war er jetzt weg - im Einsatz für die Bundeswehr. Endlich kommt er zurück! Voller Sehnsucht warte ich am Flughafen. Hoffentlich hat das Flugzeug keine Verspätung. Ich kann es kaum erwarten... Wird er noch derjenige sein, den ich damals zum Flughafen gebracht habe?“
Christine Kucharski, 56, Öffentlichkeitsreferentin, Andernach

18. Dezember

„Nach fast drei Jahren Studium in der Pfalz: An 35 Unis habe ich mich um einen Masterplatz in Psychologie beworben. Im Sommer flatterten jede Woche neue Bescheide rein. Einen tollen Studienplatz in Göttingen konnte ich schon Anfang Juli erhalten, dennoch warte ich noch auf andere Rückmeldungen. Die Tage vergehen und ich weiß noch nicht, wo in Deutschland ich ab Oktober ein neues Leben starten werde. Die Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt ist groß. Göttingen blieb die Wunschuni und dort habe ich mich jetzt seit einem Jahr wunderbar eingelebt.“
Isa, @isaaxv, 22, Studentin

19. Dezember

„In meinem Leben bin ich mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert und ich hoffe, dass sich mein ,Warten’ lohnen wird. Ich warte auf meine Asylentscheidung. Damit wird sich mein Leben verändern. Mein Leben liegt in den Händen der Personen, die über meinen Asylantrag entscheiden. Ich warte geduldig darauf, dass mein Warten am Ende mit Gewinn und Freude belohnt wird.“
Kristina, 16, geboren in Albanien, Schülerin, Meckenheim

20. Dezember

„Übers Wochenende kommen unsere Hamburger Freunde mit den beiden erwachsenen Töchtern zu uns. Es gibt noch so viel zu tun: Essen und Trinken einkaufen, die Wohnung putzen, saugen, aufräumen, Betten beziehen... Dann warten, denn sie stehen im Stau. Vorfreude, Erwartungen, Ängste, alles geht mir durch den Kopf. Dann kommen sie, wir umarmen uns, lachen, erzählen, die Wohnung ist gleich wieder dreckig und unordentlich, aber alles Schwere fällt ab und wir sind einfach nur glücklich zusammen.“
Renate Schulz, 57, Dipl.-Geologin, Monheim

21. Dezember

"Ich liebe Schnee, vor allem im Hochgebirge wie den Alpen, aber auch hier bei uns, zum Beispiel in der Eifel, im Hohen Venn, im Bergischen Land. Es ist unendlich erfrischend, draußen in einer Schneelandschaft unterwegs zu sein. Weiße Weihnachten - das ist auch so ein Traum. Zugegeben: ein bisschen kitschig. Zugegeben: ulkig. Derzeit sind es in Bethlehem um die 15 Grad."

 

22. Dezember

„Jeden Tag nehme ich mir ein Stück aus meinem Haushalt, meiner Kleidung, meinen Büchern, meinem Garten vor und wäge ab: Werde ich es noch benötigen, wenn ich aufbreche in eine ungewisse, aber visionär leuchtende Zukunft? Wie wird sie aussehen, die neue Heimat, die neue Wohnung in Bonn-Mehlem? Welche Brücken breche ich ab, welche neuen Wege werden sich erschließen? Doch Advent bedeutet Warten, und sei es auf die Bilder, die einen Blick in die Zukunft ermöglichen. In all der Ungewissheit des Wartens vertraue ich auf das Licht Gottes als Behüter und Wegweiser.“ Bettina Bleek, 65, pensionierte Lehrerin

23. Dezember

"Das Recht auf Bildung hat Lücken. Solange geflüchtete Kinder und Jugendliche in einer Landeseinrichtung untergebracht sind, sind sie vom Bildungssystem ausgeschlossen. Daher haben wir das Pilotprojekt „Ehrenamtliches Klassenzimmer“ gestartet. Gut 30 Kinder und Jugendliche der Zentralen Unterbringungseinrichtung in Bonn-Muffendorf sind im Sommer gern und ganz regelmäßig in den Deutsch- und Matheunterricht gekommen. „Wir freuen uns auf Schule!“, sagen sie. Hier stehen ihre Fähigkeiten, Persönlichkeiten und Bedürfnisse im Mittelpunkt. Die Löcher in ihren Lernbiographien sind gewaltig. Ihre Motivation zur Schule zu gehen ist hoch. Jetzt ist das Projekt beendet. Die Kinder warten. Sie wissen nicht, ob, wann und wo sie zur Schule gehen dürfen."
Jessica Hübner-Fekiri, 35, Koordinatorin Evangelische Flüchtlingshilfe Bad Godesberg

24. Dezember

„Ich warte auf Weihnachten mit der ganzen Familie. In großer Vorfreude bereiten wir alles vor, um besinnlich mit vier Generationen zu feiern. Ich freue mich auf Tage ohne feste Pläne und ohne Zeitdruck. Eine besondere Auszeit vom Alltag.“
Christoph Mertins, 31 Jahre alt, Erzieher, Neustadt/Wied